Mittwoch, 12. Juni 2019

New York...auf der Zielgeraden




Unser erklärtes Ziel, New York auf dem eigenen Kiel zu erreichen, stellt doch noch einmal unser Durchhaltevermögen unter Beweis.

Zunächst kleckert die Einspritzpumpe des Motors. Wir lassen den passenden Wind, der uns eine schnelle Reise nach Norden beschert hätte, durchziehen. Alfons baut die alte Einspritzpumpe aus und die überholte Ersatzpumpe ein. Schon nach einem Tag läuft die Maschine. Chapeau! ...oder wie eine Seglerin meint: "Gut der Mann".

Dann wird es sportlich. Wir segeln hoch am Wind in dem breiten Mündungstrichter der Chesapeake Bay. Zahlreiche Flüsse fließen hier zusammen auf dem Weg in den Atlantik. Ein Segelgebiet zum Herumtreiben mit zahlreichen Ankerplätzen für jede Windrichtung. Das geschützte Revier wimmelt von großen und kleinen Seglern. Neben älteren Schiffen ziehen Rennziegen mit schwarzen Hightechsegeln an uns vorbei. Städte wie Washington, Baltimore und Annapolis locken flussaufwärts. Mitten im quirligen Hafen von Annapolis finden wir noch Platz an einer Boje. Nach den ruhigen Ankernächten mitten in der Natur freuen wir uns auf die Abwechslung und schlendern durch den Ort mit zahlreichen Bars und Restaurants mit Live Musik.

Das Wetter ist zur Zeit kühl und unbeständig. Es fehlt das wärmende Element des Golfstroms. Der ist bei Cap Hatteras rechts abgebogen in Richtung Europa. Für uns fühlt es sich an wie ein normaler Ostsee Sommer. Auch in den nächsten Tagen ist kräftiger Wind angesagt. Es hilft nichts, die warmen Sachen werden aus den Tiefen der Bilge gekramt, die Segelgarderobe nach 4 Jahren erstmalig wieder genutzt.

Am oberen Ende der Chesapeake Bay fahren wir durch den CD Kanal, der die beiden großen Buchten Chesapeake Bay und Delaware Bay miteinander verbindet. Mit der kräftigen Unterstützung des Gezeitenstroms (+3,5kn) und des Rückenwindes (30kn) surfen wir mit gerefften Segeln die Delaware Bay hinunter. Bei Cape May finden wir einen geschützten Ankerplatz vor dem zunehmenden böigen Wind und nutzen die Starkwindphase, um den Ort zu erkunden.

Die Stadt Cape May wurde 1620 von dem holländischen Kapitän Cornelius Jacobsen Mey gegründet und ist damit eine der ältesten Siedlungen europäischer Siedler an der Ostküste der USA. Bereits seit dem 18. Jahrhundert machte sich Cape May unter wohlhabenden Bürgern von New York und Philadelphia einen Namen als attraktive Sommerfrische. Die damals gebauten Villen wurden erhalten und sind neben den hervorragenden Stränden die Hauptattraktion des Ortes. Es ist eine Freude durch die Gassen mit altem Baumbestand an den schönen alten Häusern mit gepflegten Vorgärten vorbei zu bummeln.


Und dann ist es nicht mehr weit. Noch 125 Seemeilen und eine Nachtfahrt trennen uns von unserem Zielpunkt. New York, wir kommen !