Dienstag, 31. Dezember 2019

Nassau satt




Nach 2 1/2 Wochen in Nassau haben wir das Gefühl, uns auszukennen. Der Anker hat sich tief eingegraben und wir trauen uns auch bei viel Wind von Bord. So nutzen wir jeden trockenen Tag, um kreuz und quer durch Nassau zu fahren. Mit den Fahrrädern haben wir einen weiten Aktionsradius.

Die angesagten Sehenswürdigkeiten klappern wir so ziemlich alle ab. Die Touristenfallen lassen wir aus. Wie Schokolade hergestellt wird, wissen wir schon. In der kleinen Rum Destillerie müssen wir eine Regenfront abwarten und lassen uns dann doch vom Rum verführen. Wir wissen inzwischen, wo es die beste Pizza, den besten Conchsalat gibt. Wir kennen den rund um die Uhr geöffneten Superwash Waschmaschinen Salon, in dem wir die einzigen Weißen sind. Wir fahren zum Supermarkt und schwer beladen zum Schiff zurück. Und wir kennen die wohl einzige Bäckerei weit und breit, wo es Brötchen gibt, die noch nach Hefe schmecken. Wir wissen, dass das alte marode Postamt geschlossen hat und fahren 4km durch regenüberströmte Strassen, um am anderen Ende von Nassau unsere Reisepässe mit dem neuen B1/B2 Visum abzuholen. Allabendlich beobachten wir von unserem Ankerplatz in der ersten Reihe, wie die Kreuzfahrtschiffe wieder aufbrechen.

Ja und allmählich wird es auch für uns Zeit. Die Schwerwetterfronten sind vorerst durchgezogen. Im neuen Jahr segeln wir los. Das Ziel sind die vielen kleinen Inseln und Inselketten der Bahamas.

Samstag, 28. Dezember 2019

Nassaus Piratengeschichte



Das sogenannte Goldene Zeitalter der Piraten auf den Bahamas war von ca. 1690 bis 1730. Nassau war Stützpunkt und Hochburg. Das Ziel der Piraten waren vor allem Schiffe, die im sogenannten Handelsdreieck zwischen Europa, Afrika und den neu eroberten Kolonien des amerikanischen Kontinents verkehrten und neben Waren auch Sklaven transportierten.

Piraten wie Blackbeard, Charles Vane, Jack Rackham und Anne Bonny nutzten die Inseln der Bahamas für ihre Beutezüge. Im hiesigen Piratenmuseum werden ihre Geschichten erzählt. Die meisten Piraten lebten nach demokratischen Grundsätzen. Der Kapitän eines Piratenschiffes wurde von der Mannschaft gewählt. Die Mannschaft bestimmte mit, wohin die Reise gehen und welches Schiff gekapert werden sollte. Die Beute wurde nach festgelegten Regeln aufgeteilt.

Spanien und Frankreich reagierten auf die Bedrohung ihrer Handelsschiffe mit der Zerstörung der Piratenhochburg Nassau. Zwischen 1684 und 1703 wurde Nassau drei mal zerstört. Die Piraten bauten ihren Stützpunkt immer wieder auf. 1706 übernahmen die Piraten die Kontrolle über die Bahamas. Sie regierten die Inseln von Nassau aus und Blackbeard wurde als "Magistrat der Piraten Republik" bezeichnet.

Lange Zeit unternahm das Königreich Großbritannien nichts gegen die Piraterie. Im Gegenteil, es beteiligte sich selbst an Kaperfahrten, um Spanien und Frankreich zu schwächen. Erst 1717 wurde Woodes Rogers, selbst ein ehemaliger Kaperfahrer und Freibeuter unter der britischen Admiralität, zum ersten Krongouverneur der Bahamas ernannt und mit der Aufgabe betraut, die Piraterie auszurotten.

Bei unseren Streifzügen kreuz und quer durch Nassau können wir uns des Verdachts nicht erwehren, dass Woodes Rogers das nicht ganz gelungen zu sein scheint. Die heutigen Piraten kommen nicht mit Holzbein, sondern im Anzug daher. Die Inseln der Bahams zählen zu den ersten Adressen, wenn es um Steuerparadiese geht. Der Staat erhebt keine Einkommenssteuer. Da verwundert es dann auch nicht, dass Downtown verrottet und zusammenfällt, während parallel dazu auf Paradise Island alles glitzert und blinkt. Reiches, armes Nassau.


Donnerstag, 26. Dezember 2019

Weihnachtsfeiertage einmal anders




Wir erleben in Nassau die Junkanoo Parade, ein großes karnevalistisches Freudenfest.

Es findet in den frühen Morgenstunden des 26. Dezember statt. Mit unseren Fahrrädern fahren wir in der Nacht vom ersten auf den zweiten Weihnachtsfeiertag nach Downtown, schließen diese direkt vor der Polizeistation an und mischen uns unter die Einheimischen.

Die Parade zieht durch die abgesperrten Strassen. Trommeln, Trillerpfeifen, Trompeten und Rhythmusinstrumente sorgen für einen mitreißenden und stampfenden Rhythmus. Prächtige Kostüme werden präsentiert. Kostümierte und tanzende Gruppen begleiten Wagen mit überschäumender Dekoration.


Es wird vermutet, dass ein afrikanischer Stammesführer, der als Sklave auf die Bahamas kam, den Junkanoo mitbrachte. Er wollte mit seinen Leuten auf traditionelle afrikanische Weise feiern. In den Zuckerrohrplantagen war um Weihnachten Erntepause und etwas Freizeit. Deshalb findet noch heute dieses Fest um Weihnachten statt.

Die Parade nimmt an Fahrt auf. Die Tänzer und Musikanten geben ihr Bestes, den allzu schwer bepackten Kostümträgern rinnt der Schweiß von der Stirn, da geht ein Regenschauer nieder. Es beginnt mit harmlosem Sprühregen und die Akteure tanzen und spielen weiter. Aber dann folgt ein tüchtiger Squall mit Starkwind und heftigen Regenschauern. Die ersten Dekorationen landen im Strassengraben und Akteure und Publikum suchen Schutz. Das Fest hat auf seinem Höhepunkt um 3 Uhr in der Nacht ein jähes Ende erfahren. Hoffentlich lassen sich die aufwendig gearbeiteten Kostüme in der Neujahrsnacht noch einmal verwenden. Dann soll es eine Wiederholung des Festes geben.



Sonntag, 22. Dezember 2019

Christmas Winds in Nassau



Der Dezember ist in der Karibik bekannt für die sogenannten Christmas Winds. Das sind stärkere Winde, die oftmals um die Weihnachtstage wehen. Die erleben wir gerade in Nassau.

Der Wind bläst mit Böen bis zu 30 Knoten, das sind ca. 7 Windstärken. Begleitet wird das Ganze von heftigen Regenschauern. In den nächsten Tagen ist kaum Besserung in Sicht. Unsere Murada hängt an zwei Ankern. Das Dinghi ist hochgezogen, der Stöpsel zum Wasser abfließen entfernt. Auch bei den Seglern in unserer Nähe sieht es nicht anders aus. Keiner geht von Bord, der ein oder andere Anker slippt und muss neu ausgebracht werden.

Wir bauen das Sonnensegel ab, werfen ab und an einen Blick in die Runde, um uns zu vergewissern, dass sich alle Nachbarboote noch an gewohnter Stelle befinden. Dann ziehen wir uns wieder in unsere schwimmende Höhle zurück, erledigen allerlei Notwendiges und Wünschenswertes.

So hole ich die Nähmaschine aus den Tiefen der Backskiste. Unsere Fender sind optisch in einem erbärmlichen Zustand. Durch Sonneneinstrahlung in Kombination mit Salzwasser und Dreck hilft selbst Fenderreiniger nicht mehr. Jetzt erhalten sie einen neuen Stoffüberzug. Alfons ist mit Büroarbeit beschäftigt. Auch unterwegs gibt es da viel zu erledigen.

Und ja, besonders freuen wir uns über den ein oder anderen Weihnachtsbrief, der uns hier fernab der Heimat erreicht, danke dafür!

Wir wünschen allen Lesern unseres Blogs ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes Neues Jahr mit Frieden für die Welt.

Mittwoch, 11. Dezember 2019

"Dwarslöper"





Die gemeine Strandkrabbe wird wegen ihrer seitlichen Fortbewegungsart auch "Dwarslöper" genannt. Im Plattdeutschen bedeutet es auch: Schipp, dat dwars to sien Kurs afdrifft. Wir legen die Strecke von Florida zur Insel Bimini/Bahamas wie ein Dwarslöper zurück.

Der Grund dafür ist der Golfstrom. Aus Süden kommend fließt er mit 2,5-3,5 Knoten Geschwindigkeit nordwärts. Hatte er uns im Frühjahr noch einen tüchtigen Lift auf dem Weg in den Norden beschert, kommt er uns nun entgegen. Bei allen Winden, die aus Norden wehen, entstehen dadurch, wie man hier sagt "Elefantenwellen".

Vor der Überfahrt ist es daher ratsam, auf das passende Wetterfenster zu achten. Bei einem zu segelnden Kurs von 150 Grad wäre Westwind die beste Wahl. Aber, wie so oft im Leben kann man sich nur wünschen, was es im Angebot gibt. Und da ist Ost und Südost zu haben. Wir entscheiden uns für den Ostwind.

Wir segeln gut damit, haben kaum Seegang und können die 80 Seemeilen über Grund hoch am Wind mit einem Schrick in der Schot schnell genug segeln, um den Golfstrom zu packen. In einer Vollmondnacht rauschen wir durchs Wasser. Mit 127 gesegelten Meilen  stehen wir am nächsten Morgen vor Bimini.

Vorsichtig tasten wir uns in die Einfahrt. Hier waren wir bei unserem letzten Besuch aufgelaufen. Inzwischen gibt es gar keine Einfahrtstonne mehr. Besser so, als die Tonne an falscher Stelle. Auch Hurrikan Dorian scheint hier nichts zerstört zu haben. Wir atmen aus, als wir in der Browns Marina sicher vertäut liegen. Der Blick ins Wasser und direkt bis zum Grund ist fantastisch. Die Begrüßung durch einen gefleckten Adlerrochen, der unter unserer Murada durchgleitet, könnte nicht besser sein.

Zum Einchecken springen wir auf unsere Fahrräder, upps Linksverkehr...wie gut, dass hier alle so entspannt sind. Das Einklarieren auf den Bahamas ist einfach und unkompliziert, eine neue Telefonkarte ist auch schnell besorgt und dann nichts wie hin zu Joe's Strandbude und zum ersten, frischen Conchsalat. Wir sind wieder in der Karibik angekommen.


Sonntag, 1. Dezember 2019

Thanksgiving und Weihnachtszauber





Thanksgiving ist einer der wichtigsten Feiertage der Vereinigten Staaten. Er findet am vierten Donnerstag im November statt. Mit dem Freitag als Brückentag wird er zum langen Wochenende. Die meisten Amerikaner nutzen Thanksgiving, um mit Familie und Freunden zusammen zu kommen und gemeinsam zu feiern.

In St. Augustine organisiert aus diesem Anlass der örtliche Segelverein ein Buffet für die Segler. Traditionell gibt es Truthahn; jeder Segler steuert in Form von Salat, Auflauf, Nachspeise ...etwas bei. Der Tisch ist reich gedeckt. Beim gemeinsamen Essen kommen wir schnell ins Gespräch. Am Ende werden Gitarre und Banjo ausgepackt. Bei "what shall we do with the drunken sailor" kann jeder mitsingen. Der Tag könnte nicht schöner sein. Die Sonne verbreitet eine lange vermisste Wärme.

Nach Thanksgiving beginnt die Vorweihnachtszeit. Die Amerikaner lieben es, ihre Häuser und ganze Straßenzüge weihnachtlich zu schmücken. Das koloniale spanische Erbe von St. Augustine mit seiner alten Bebauung bietet dazu die perfekte Kulisse. Am Freitagabend schieben sich Menschenmassen durch die Altstadt. In den Kneipen gibt es Livemusik. Gemeinsam mit unseren Segelfreunden lassen auch wir uns mit treiben.

Besser als der aufgesetzte Weihnachtstrubel gefällt uns der Farmers Market am darauf folgenden Samstag. Neben frischen regionalen Produkten gibt es Kunsthandwerk und Selbst Gemachtes. Eine 16 köpfige Musikgruppe spielt Country Musik. Die sympathische, authentische Gruppe von Menschen, die aus Freude an der Musik aufspielt, verbreitet eine fröhliche, heitere Stimmung. Jung und Alt sitzen zusammen, lauschen, plaudern, tanzen. Hier wird Amerika für uns lebendig und liebenswert.

Am Ende einer schönen Zeit in St. Augustine heißt es Abschied nehmen. Angelika und Dieter von SY Joanda unterbrechen ihre Reise für einen Deutschland Aufenthalt. Cathrin und Bernd von SY Tin Lizzie haben Kuba auf ihrem Reiseplan. Wir verlebten viele gemeinsame Stunden; neue Freundschaften sind entstanden. Auch für uns ein Grund Thanksgiving zu sagen.