Montag, 26. Juli 2021

Biskaya

 

Wie sagten unsere Freunde nach unserer Atlantik Überquerung? "Jetzt ist es für euch ja nur noch ein Katzensprung bis nach Hause." Und tatsächlich fühlt es sich so an. Das letzte größere Segelstück ist der Törn über die Biskaya. In der Bucht von Cedeira warten wir auf das passende Wetterfenster und verabschieden uns schweren Herzens von Galicien. Das spanische Leben, die kleinen Fischerorte, Santiago de Compostela und die vielen Wallfahrtskirchen haben uns gut gefallen. Bei unserer Überfahrt weht der Wind mit 5-7 Beaufort aus südwestlicher Richtung. Der Seegang beträgt 1,2 bis 1,8m Meter. Wir segeln größtenteils mit gerefften Segeln. Unsere Murada pflügt kraftvoll durchs Wasser. Die ein und andere Ladung Salzwasser spritzt übers Deck. Ein leuchtender Vollmond erleichtert uns die Nachtfahrten. Gleich in der ersten Nacht gelingt es einer Sturmmöwe auf unserem Vorschiff zu landen. Wie ein schwankender Seemann schaukelt sie auf ihren dünnen Beinchen hin und her. Scheinbar mühelos gleicht sie die Schiffsbewegungen aus. Selbst durch eine gelegentliche Salzwasserdusche und das Ein-und Ausreffen der Segel lässt sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Erst am Morgen, nach einem ausgiebigen Morgenputz, breitet sie ihre Flügel aus, umkreist noch zweimal unser Schiff und fliegt davon. Welch nette Begleitung. Mit der aufgehenden Sonne des dritten Segeltags erreichen wir die Einfahrt zum englischen Kanal. Es läuft gut, die Tide zieht uns in den Kanal und wir entscheiden uns dafür weiter zu segeln. Mit vollem Tidenstrom rauschen wir an den Leuchttürmen der Ile d'Quessant vorbei. Erst vor der Kanalinsel Alderney werden wir eingebremst. 
Hier kommt uns die Strömung mit 3 Knoten entgegen und es bilden sich kräftige Strudel. In der Seekarte sind diese als "Races" markiert und bei Starkwind gefürchtet. Wir kämpfen uns mühsam um die Insel und sind froh, als die Tide kippt. Mit dem letzten Büchsenlicht erreichen wir den Hafen von Cherbourg. Für die 483 Seemeilen waren wir 4 Tage und 3 Nächte unterwegs und können uns nun in Frankreich Zeit lassen. Dass wir, bei unserem ersten Landgang in Cherbourg über das Impfzentrum stolpern und kurz darauf zum zweiten Mal gegen Corona geimpft sind, wissen wir da noch nicht.

Montag, 5. Juli 2021

Tschacka, geschafft!

 

 

Das letzte Wegstück unserer Atlantiküberquerung von den Azoren bis ans spanische Festland verlangt noch einmal unseren vollen Einsatz.

Zunächst starten wir von Horta mit halbem Wind aus südlicher Richtung. Es ist flottes Segeln mit dem Blick auf die Inseln Pico, Sao Jorge und Terceira. In der Ferne sehen wir den Blas eines Pottwals. Beim senkrechten Abtauchen ragt seine Schwanzflosse steil aus dem Wasser.

Am vierten Segeltag erwischt uns eine Front mit 7 bis 9 Windstärken, in den Böen 10. Der Starkwind weht uns in die richtige Richtung und mit stark gerefften Segeln haben wir den Ritt über die 3 bis 4 Meter hohen Wellen nach 12 Stunden überstanden. Wir sind zufrieden mit unserem Schiff. Es  hat sich auch unter harten Bedingungen bewährt.

Eine letzte Herausforderung stellt das Queren des Verkehrstrennungsgebietes vor der portugiesisch-spanischen Atlantikküste dar. Wir fühlen uns wie ein Fußgänger, der über eine mehrspurige Autobahn möchte. Mit dem endgültigen Ausfall des Autopiloten sind wir in dieser letzten Nacht mit dem Kurs halten des eigenen Schiffes und dem Beobachten des Schiffsverkehrs beide noch einmal voll gefordert.

Und dann heißt es nach 998 Seemeilen und genau 7 Tagen: Tschacka, geschafft.

 

Im spanischen Hafen Baiona gehen wir an Land. In den engen Gässchen der Altstadt tauchen wir ein ins spanische Leben mit Tapas und Wein, Churros und Cafe. Die Anstrengungen der Überfahrt fallen allmählich ab. Wir bummeln über die Promenade und Umrunden die gut restaurierte Burganlage der Stadt. Der neue Autopilot ist nach 2 Tagen eingebaut und wie sagen unsere Segelfreunde: jetzt ist es für euch ja nur noch ein Katzensprung nach Hause.