Freitag, 28. Mai 2021

"Wünsch dir was"

 


Den letzten Schluck des besten Rums aus unseren Vorräten spendieren wir Neptun. Wir scheinen den Wettergott damit mild gestimmt zu haben. Er beschenkt uns mit meinem "Wünsch dir was" Wetter: Wind aus westlicher Richtung, wenig Welle, angenehme Wärme und Vollmond.

 

Der seglerische Teil unserer Rückreise nach Europa kann nicht besser beginnen. Noch im Golfstrom nordwärts ziehend haben wir in den ersten beiden Tagen Anglerglück. Zunächst beißt ein Tuna und dann ein Mahi Mahi an. Wir freuen uns über dieses Geschenk der Natur und packen die Angel ein. In den nächsten Tagen bereiten wir köstliche Mahlzeiten. Als Tartar, kurz gebraten, eingelegt und eingekocht sind wir gut versorgt. Unsere gebunkerten Vorräte bleiben unangetastet.

 

Tagelang können wir den Blister fahren. Das bunte Tuch zieht uns konstant ostwärts. Wir wechseln uns ohne festen Wachplan entspannt beim Segeln ab. Nach zwei Tagen stellt sich eine entspannte Bordroutine ein. Über einen Satellitentracker und über Kurzwelle mit Pactor sind wir mit der Welt verbunden, empfangen darüber die Wetterdaten von Wetterwelt und freuen uns über kurze Nachrichten aus der Heimat. Ansonsten sind wir alleine in unserer kleinen Welt an Bord. Das weite Meer mit dem Blick bis zum Horizont wird nie langweilig. Am Abend geht der Mond blutrot auf und blickt wohlwollend auf uns herab. Er macht die Nacht fast taghell, so dass wir auch in der Nacht den Blister stehen lassen. Die Wellen ziehen unter unserem Schiff durch und wiegen es seicht hin und her. So vergehen Stunde um Stunde, Tag für Tag und Nacht für Nacht.

 

Es ist eine gemütliche Überfahrt mit nur wenigen Motorstunden und ansonsten Segeln vom Feinsten, mit halben bis raumen westlichen Winden und so gut wie keinem Seegang, eben mein "Wünsch dir was" Wetter. Meine unverschämten und fast unrealistischen Wünsche sind tatsächlich wahr geworden, danke Neptun.  

 


 

Sonntag, 16. Mai 2021

Murada in ihrem Element

 


fast hatte ich vergessen, wie schön das Leben an Bord sein kann.

 

Das Kranen ist geschafft! Wir liegen im Fluss vor St. Marys Boatyard. Der Tag verlief wie die Tage davor geschäftig.

 

Jetzt hängen wir am Anker, schwoien leicht hin und her. Die Sonne geht langsam unter. Der Himmel zeigt ein herrliches Farbenspiel. Die Rottöne der untergehenden Sonne mischen sich mit den Blautönen des Abendhimmels. Ganz still ist es geworden. Der Wind weht nur noch als zartes Lüftchen, ein Zirpen im nahen Ufer, ein kurzer Vogelruf sind die einzigen Geräusche.

 

Ich sitze gemütlich in der Abdeckung der Sprayhood. Im Rücken den weit entfernten Boatyard habe ich den Fluss, das bewaldete Flussufer und den Abendhimmel im Blick. Sitzen, sehen, lauschen, staunen, Eins sein mit der Umgebung. Während das Schiff gemächlich hin und her schwoit, verändert sich der Blickwinkel. Es ist keine Sekunde langweilig. Alles ist stetig und friedlich in Bewegung. Die Strömung des Flusses zieht in unzähligen kleinen Wellen unter dem Schiff hindurch. Das Leben fährt sozusagen vorbei; völlig kostenlos, fast geräuschlos, aber überwältigend schön.

Die ersten Sterne schälen sich aus dem dunkler werdenden Blau. Die Rottöne sinken hinter die Baumwipfel. Die Sichel des Mondes liegt wie ein Lachmund am Himmel.

 

Wenn ich gefragt werde, was den Reiz des Lebens an Bord ausmacht, sind es solche Abende.

Mittwoch, 12. Mai 2021

Glücklich an Bord

 

 


Der Zöllner in Fort Lauderdale drückt uns den Einreisestempel für die USA in den Pass. Nun trennen uns nur noch 6 Stunden Autofahrt von unserem Schiff. Der Flug von Costa Rica nach Amerika verlief unspektakulär. Wir hatten mit einem B 1 Visum, dem negativen Corona Test und einem 14tägigen Aufenthalt außerhalb des Schengenraums alle Bedingungen für die Einreise erfüllt.

Am Abend erreichen wir die Bootswerft in St. Marys. Endlich stehen wir vor unserem Schiff. Wir schieben die verdreckte Plane zur Seite, klettern hinein: Batterien in Ordnung! Licht, Kühlschrank funktionieren, keine Tierchen krabbeln uns entgegen. Dass das Schiff nach über einem Jahr auf dem Hart mit Dreck und Grünspan überzogen ist, kann uns nach 7 Jahren segeln in der Karibik nicht mehr schocken. Nach einem kleinen Abendbrot und einem Ankommerschluck fallen wir müde, aber zufrieden in die Kojen.

In den kommenden Tagen geben wir tüchtig Gas. Wir putzen und räumen, tauschen die  überholte Seewasserpumpe am Motor, testen den Motor, schmieren den Propeller ab, schleifen den Coppercoat Unterwasseranstrich leicht an, bauen Bimini und Sprayhood auf, füllen Wasser in die Tanks, besorgen Diesel, Benzin und Gas, kontrollieren die Borddurchlässe und müssen einen Borddurchlass erneuern, tauschen die Ankerbatterie gegen eine neue aus, verproviantieren uns für mehrere Wochen und vieles mehr. Allmählich lichtet ich das Chaos und alles findet wieder seinen Platz.  
Abends sitzen wir mit Freunden zusammen. Bekleidet mit T-Shirt und kurzer Hose freuen wir uns an der angenehmen Temperatur. Wir sind zufrieden und glücklich, wieder bei unserem Schiff zu sein.

 

 

Freitag, 7. Mai 2021

Pura Vida - Costa Rica

 

 

 

Monteverde - Regenwald - Aufwachen mit dem kehligen Gebrüll der Brüllaffen, dem Quaken der Frösche und dem Singen der Vögel.

Costa Rica ist ein Naturparadies. Mit 27 Nationalparks, 71 Naturschutzgebieten, einer Atlantik und einer Pazifikküste, zahlreichen Vulkanen, tropischen Trocken-, Regen- und Nebelwäldern und einer reichen Tierwelt sind wir begeistert von diesem kleinen Land. Es gilt als eines der fortschrittlichsten Länder Lateinamerikas. So wurde die Armee bereits 1948 zugunsten der Förderung von Bildungs- und Gesundheitsprogrammen abgeschafft. Das Land gewinnt knapp 100 Prozent seines Strombedarfs aus regenerativen Quellen und gehört zu einem der Länder mit der größten Biodiversität weltweit.

Nach einem Tag des Ankommens in Costa Ricas Hauptstadt San Jose haben wir uns eine bezaubernde Lodge mit eigenem Gärtchen gemietet. Vom Schaukelstuhl auf der Terrasse sitzend beobachten wir die exotischen Vögel. Der Vulkan Arenal bildet die perfekte Hintergrundkulisse. Er ist der aktivste und jüngste Vulkan Costa Ricas. Am Fuß desselben wandern wir durch den Regenwald. 400 Jahre alte Bäume wachsen hier buchstäblich in den Himmel. Behangen und Bewachsen mit Moosen, Farnen, Bromelien und Orchideen bilden sie ein grünes Dach.

Vorbei am Ufer des Sees Arenal fahren wir weiter an die Pazifikküste. In Coco Beach lebt Gunter, den Alfons über den Amateurfunk Intermar und den Segelverein Trans-Ocean kennt. Er nimmt uns herzlich in seinem Haus auf. Sein Vorgarten ziert ein hoher Sendemast. Gunter leitet das Pazifik-Amateurfunknetz. Gemeinsam funken Alfons und Gunter am Morgen im Bereich des Atlantiknetzes. Am Abend drehen sich die Gespräche über persönliche Lebensgeschichten und das Leben als Deutscher in Costa Rica.

Unser nächster Stopp ist der Nebelwald Monteverde. Trotz der nur dreistündigen Autofahrt von der Pazifikküste in die Berge befinden wir uns in einer komplett anderen Landschaft mit anderem Klima. Dichte Nebelschwaden ziehen über die Berge. Der Balkon unseres Zimmers liegt direkt am Urwald. Bei Sonnenaufgang weckt uns das Gebrüll der Affen. Zum Frühstück kommt ein Nasenbär und eine Horde Kapuzineraffen vorbei. Wir wandern auf den Wegen der Nationalparks Santa Elena und Monteverde und lassen uns gefangen nehmen von dem überbordenden Grün und den Tieren des Urwaldes. Wir entdecken Tukane, diese farbenfrohen Vögel mit dem riesigen Schnabel; zu unseren Füßen queren die fleißigen Blattschneideameisen unseren Weg, Leguane huschen ins Gebüsch, winzige Frösche verstecken sich auf oder unter großen Blättern und unter Zuhilfenahme des Fernglases finden wir beim Blick in die Baumkronen Faultiere mit ihrem Nachwuchs.

Zum Abschluss unserer Rundreise gönnen wir uns noch einmal die Pazifikküste. Der kleine Nationalpark Manuel Antonio vereint mit Spaziergängen durch den Regenwald und traumhaften Stränden alle Urlaubswünsche. Wir stürzen uns in die anrollenden Wellen des Pazifiks und genießen die letzten Tage in Costa Rica mit Baden und Wandern.

Als dann unser PCR Test auch noch negativ ausfällt, sind wir erleichtert und glücklich. Wir hätten keine bessere Wahl treffen können. Das Pura Vida in Costa Rica wird unvergesslich in unser Erinnerung bleiben.