Donnerstag, 24. Januar 2019

Einklarieren in Cozumel/Mexiko

Das Ein- und Ausklarieren soll in Mexiko sehr kompliziert sein, deshalb schalten viele Segler einen Agenten ein. Wir wollen es trotzdem selbst versuchen. Das Ein und Auschecken sehen wir als sportliche Herausforderung. Es ist unser erster Kontakt mit den Einheimischen und sagt schon einiges aus über das Land. Oft sind verschieden Gebäude an weit auseinander gelegenen Stellen aufzusuchen. Das führt automatisch zu ersten Erkundungsgängen vor Ort inklusive Durchfragen und Verlaufen.

Von Belize kommend ist unser erster Ankerplatz in Mexiko die Urlaubsinsel Cozumel. In der Gesellschaft von 5 Kreuzfahrtschiffen fällt unser Anker vor der langen Uferpromenade. Das Anlanden mit dem Beiboot gestaltet sich schwierig. An der ehemaligen Strandpromenade fehlt nach dem letzten Hurrikan 2005 der Sand und das darunter gelegene Felsplateau ist freigespült worden. Bei den Fischerbooten finden wir eine kleine Aussparung im Gestein und ziehen unser Dinghi auf den spärlichen Sandabschnitt.

Unser erster Gang führt zur Immigration. Wir laufen mit oftmaligem Durchfragen einmal quer durch San Miguel, den touristischen Hauptort der Insel. Wir machen einen Stopp bei einer Bank, um Mexikanische Pesos zu besorgen. Bei einem Wechselkurs von 1€ zu 22 Mex$ haben wir große Geldscheine im Portemonnaie. Um einige Pesos leichter, aber mit einer Touristenkarte und einem amtlichen Stempel verlassen wir das Immigrationsbüro. Die Prozedur war nicht schwieriger als anderswo.

Danach suchen wir das Büro des Hafenmeisters auf. Dieses liegt sozusagen querab unseres Ankerplatzes an der Promenade. Die dortige Ansage: Im Flughafengebäude fänden wir den Health Inspector, den Veterinär und das Zollamt...mit 3 zusätzlichen Stempeln sollen wir wiederkommen. Gesagt, getan. Der Arzt im Flughafenterminal stellt durch einen kleinen Besucherschlitz unsere Gesundheit fest, füllt Papiere aus und erteilt den gewünschten Stempel. Die Zuständigen von Agrikultur und Zoll lassen sich nicht so leicht zufrieden stellen. Da sie offensichtlich kein eigenes Boot zur Verfügung haben, sollen wir sie mit unserem Beiboot an Bord bringen. Der Einwand, dass man vom Strand nur mit nassen Schuhen einsteigen könne, führt dazu, dass sie vom Fährterminal abgeholt werden wollen. Eine Uhrzeit wird vereinbart.

Es soll dann aber ganz anders kommen. Kaum machen wir uns auf den langen Rückmarsch zum Schiff öffnet der Himmel seine Schleusen und ein Wolkenbruch ergießt sich über die Insel. Der Wind legt schlagartig zu; zurück am Strand rollt inzwischen eine Welle nach der anderen auf den schmalen Strandabschnitt mit unserem Beiboot. Triefend, von unten mit Salzwasser, von oben mit Regenwasser getränkt, erreichen wir unser Schiff. Alfons lädt mich ab, um die Offiziellen abzuholen. Nur noch einer der beiden Herren ist davon überzeugt, unser Schiff inspizieren zu müssen. Der Veteränitär, ein junger, dienstbeflissener Mann kommt an Bord. Natürlich muss dann auch etwas gefunden werden. Er konfisziert die letzten Bananen und Eier aus Belize. Danach drückt er uns neben seinem auch den Stempel des Kollegen vom Zoll aufs amtliche Dokument. Wie läuft das wohl bei den Kreuzfahrern ab, denken wir, müssen die auch ihre Eier vom zuletzt besuchten Land abgeben? Aber immer freundlich bleiben, schließlich handelt es sich nur um Peanuts und vier gewünschte Stempel zieren nun unser amtliches Dokument.

Am nächsten Vormittag schlagen wir wieder beim Hafenmeister auf und zeigen unsere Trophäen. Papier wird beschrieben, der Computer bemüht und dann ist nur noch zur nächsten Bank zu gehen, die Rechnung zu begleichen und den Beleg dafür vorzuzeigen. Und danach juchhu sind wir fertig. War gar nicht so schlimm, sind überall freundlich und zuvorkommend behandelt worden.

Mittwoch, 16. Januar 2019

Alfons Abenteuerspielplatz

Alfons Wunsch entsprechend, einmal aufzuschreiben, was zu einem Leben an Bord so alles dazu gehört, will ich hiermit entsprechen. Wir liegen nämlich nicht nur faul auf der Haut, segeln, schnorcheln und schwimmen in den phantastischsten Revieren der Welt, sondern tun auch viel dafür und arbeiten hart...grins

...solche Tage gibt es nämlich auch...bisher konnten wir zwar gegen den Wind, was Fahrtensegler eigentlich grundsätzlich nicht so gerne tun, aber bei wunderbaren moderaten Bedingungen und Sonne aufkreuzen. Jetzt liegen wir auf Höhe Belize City hinter Robinson Island, einer Ansammlung von Mangroveninseln, vor Anker und es gießt wie aus Eimern. Und was passiert in diesem Fall...ein neues Leck tut sich auf...es tropft doch tatsächlich auf den Sitz am Kartentisch, dem Refugium des Kapitäns. Morgen, Morgen sieht der Captain nach der Ursache. Für heute hat er schon genug geschafft.

Gleich nach dem Frühstück war er nämlich tauchen, hat die Schraube des Propellers, zum besseren Vorankommen, eingestellt. Er hatte sich schon gewundert, dass auf der Tauchflasche nur noch 50bar Druck war. Also nach dem Tauchgang den Tauchkompressor aus der Backskiste wuchten und Luft auffüllen. Aber Pustekuchen, bei Spülitest gegen Undichtigkeit zeigt sich, dass ein Dichtungsring defekt ist. Bei neu gekauften Tauchflaschen aus dem letzten Jahr sollte das eigentlich nicht vorkommen. Also Tauchkompressor erst einmal einpacken und in der nächsten Tauchbasis neue Dichtungsringe besorgen.
Thema Außenborder: wir haben zwei Außenborder, einen neuen 9,8 PS Außenborder, der toi, toi, toi super funktioniert und den kleinen, alten 2,3 PS Außenborder, den Alfons gerne benutzt, weil er leicht zu händeln ist und keinen Zusatztank benötigt. Dieser kleine Außenborder streikt in letzter Zeit immer öfter. Zwei Zündkerzen wurden bereits erneuert, aber noch immer läuft der Außenborder nicht wunschgemäß...ein noch zu erledigendes Problem.
Ein weiteres noch nicht erledigtes Problem stellt das alte Marine-Kurzwellenfunkgerät dar. Es hat schon einige Jährchen auf dem Buckel; war schon eingebaut, als wir das Schiff kauften, funktionierte aber bisher tadellos. Es wird der Stromleckage verdächtigt und wurde erst einmal abgeklemmt.

Ja, und was Alfons zur vollsten Zufriedenheit klären konnte, ist die Sache mit dem Amateur-Funkgerät. Im Hafen und bei guter Internetverbindung holen wir uns unsere Wetterinformationen über das Internet. Nun liegen wir aber hinter einsamen Mangroveninseln, weit ab jeder Zivilisation. Dann sind wir auf den Wetterbericht über Funk angewiesen. Geht zur Zeit aber nicht, keine Verbindung möglich. Nach Suche wird der Übeltäter entdeckt. Das Kabel zwischen Antenne und Tuner ist korrodiert. Die Kombination Salzwasser und Metall ergeben keine gute Symbiose. Nach dem Austauschen des defekten Kabels können wir auch das Wetter wieder einholen.

Leider soll es auch morgen noch pusten und regnen. Wie meinte unsere Tochter so treffend: "...auch im Paradies gibt es mal Regen". Tja, so hart ist das Seglerleben. Ihr braucht uns also nicht nur beneiden, ihr dürft uns auch mal bedauern.

Donnerstag, 10. Januar 2019

Belize, Suche nach der Handbreit Wasser unter dem Kiel




Danke, für die guten Wünsche nach der Handbreit Wasser unterm Kiel nach unserem letzten Bericht. Nach der Barre des Rio Dulce stellt uns auch Belize vor die Herausforderung, die Handbreit Wasser unter dem Kiel immer zu finden.

Vor der Küste Belizes erstrecken sich Kalksteinfelsen 5 km tief kilometerweit Richtung Osten hinaus in die Karibik. Am Ende des Festlandsockels befindet sich zusammen mit den drei Atollen Turneffe Island, Lighthouse Reef und Glover Reef das zweitgrößte Korallenriff der Welt und das längste in der westlichen und auch der nördlich des Äquators gelegenen Hemisphäre. Das Belize Barrier Reef zieht sich die gesamte Küste Belizes entlang und schützt eine Vielzahl von Kleinriffen, Sandbänken und über 1000 Inseln, die sogenannten Cayes. Die meisten Cayes sind von dichten Mangrovenwäldern bestanden und bilden zugleich eine Schutzfunktion vor Küstenerosion.

Dieser Bereich zwischen dem Festland und der Riffkante bietet feinstes Segeln ohne Welle, ist aber in weiten Bereichen sehr flach. Gegen den im Januar vorwiegend aus Norden kommenden Wind kreuzen wir im Hauptfahrwasser auf und suchen uns am Nachmittag einen Ankerplatz hinter einer Mangroveninsel. Die Anfahrt der Ankerplätze ist immer sehr spannend und muss bei ausreichendem Tageslicht erfolgen. Mit Ausguck nach Bodenbeschaffenheit und möglichen Korallenköpfen tasten wir uns vor. Gutes Kartenmaterial für Belize gibt es nicht. Alle vorhandenen elektronischen Karten bieten keine ausreichende Information. Lediglich ein Buch von "Freya Rauscher" mit Koordinaten und Wegpunkten ist hilfreich.

Entschädigt werden wir durch einsame Ankerplätze, Ruhe und Abgeschiedenheit, weitab jeder Zivilisation. Wir ankern hinter Mangroveninseln wie den Pelican Cays, Twin Cays, Tobacco Cays, Bluefield Range, Robinson Island und Caye Caulker. An einigen wenigen Stellen im Außenriff gibt es befahrbare Durchfahrten, die wir nutzen, um ins karibische Meer zu gelangen.

Auf Höhe Belize City segeln wir zum vorgelagerten Atoll "Turneffe Island". Im Süden des Atolls gibt es eine für unseren Tiefgang gerade noch zu befahrende flache Riffdurchfahrt in das Innere des Atolls. Bei der Ansteuerung changieren die Farben des Wassers vom tiefen blau über himmelblau, grünlich und bräunlich, je nach Tiefe und Bodenbeschaffenheit. Ab 15m Wassertiefe ist das Wasser so klar, dass die einzelnen Korallenköpfe zu erkennen sind. Trotzdem ist es schwierig, deren genaue Tiefe abzuschätzen und einmal hat unser Kiel eine kurze Berührung mit einem Korallenblock. Wir atmen auf, als wir die schwierige Passage gemeistert haben und motoren im Inneren von Turneffe Island hinter einen kleinen Mangrovenwald. Wir sind umgeben von Wasser; am Horizont ist Belize zu erahnen. Unser Mangrovenwäldchen bietet nicht nur uns Windschutz, sondern dient auch einer Kolonie Silberreiher als Schlafstatt. Allabendlich versammeln sich die Vögel, um mit dem ersten Morgengrauen wieder zu starten. Auch eine Gruppe Delphine kommt allmorgendlich an unserem Schiff vorbei.

Fünf Fischer leben und arbeiten in unsere Nähe auf dem Atoll. Am Abend steuern sie unser Schiff an und zeigen uns ihren Fang. Sie tauchen nach Lobster und Conchmuscheln. Gerne nehmen wir ihnen Lobster ab. Geld wollen sie nicht für die Lobster. Wir können uns mit Rum, Bier und dem Aufladen ihrer Handys revanchieren. Das machen wir doch gerne und schon sitzen sie an Bord und wir kommen ins Gespräch. Bis Ende Februar dauert die Lobstersaison auf Belize. Jeden Montag bringen die Männer ihren Fang zur Kooperative nach Belize City. Bei der herzlichen Verabschiedung nehmen sie ihre leeren Bierbüchsen gleich mit. Dabei fällt uns auf, dass wir hier, im Gegensatz zu manch anderer karibischen Insel, noch sauberes Wasser und Strände ohne Plastikmüll sehen. In den nächsten Tagen gibt es Lobster satt, mal mit Brot und Knoblauch, mal in Knoblauchöl auf Nudeln. Einmal wieder hat sich alle Mühe der schwierigen Anfahrt gelohnt.

Mittwoch, 2. Januar 2019

Schwerer Abschied vom Rio Dulce/Guatemala



Nach Weihnachten machen wir uns auf den Weg. Wir setzen zum ersten Mal nach der langen Liegezeit die Segel und gleiten fast lautlos und gemächlich über "El Golfete", den See im Rio Dulce. Nach dem geschäftigen Treiben in der Marina und dem trubeligen Ort Rio Dulce saugen wir die Ruhe des Flusses förmlich in uns auf. Wir liegen am Rande des Urwalds vor Anker. In der Nacht schläft der Wind ein, wir erwachen mit dem Geschrei der Brüllaffen und den ersten Vogelstimmen.

Der Start ins neue Jahr fällt fast ins Wasser. Wir sitzen mit Claudia und Friedrich von SY Eden und Corinne und Florian, einem jungen Paar aus Schweiz/DE zusammen und unterhalten uns so angeregt, dass wir die Zeit vergessen. Coco und Flo sind mit ein wenig Eigenkapital und dem Programm workaway unterwegs. Gerade hüten sie die Marina "Burnt Key" in einem wunderbar geschützten Seitenarm des Rio Dulce gegen freie Logie. Für uns immer wieder spannend, welche Möglichkeiten es für junge, unternehmungslustige Menschenkinder gibt, die Welt zu erkunden.

Dann heißt es endgültig Abschied nehmen von Guatemala, einem Highlight unserer bisherigen Reise. Wir klarieren in Livingston aus, verprassen unsere letzten Quezales. Am späten Nachmittag motoren wir in Richtung Flussausfahrt. Hector mit seinem Fischerboot begleitet uns, um unser Schiff, falls nötig, zu krängen. Und es ist nötig! Die Einfahrt des Rio ist seit unserer Ankunft im April 2018 weiter versandet. Der Fluss führt zu wenig Wasser, die Barre ist breiter und höher geworden. Nur schwer...mit Schräglage und mehrmaliger Grundberührung...überwinden wir die Barre. Für uns ein Abschied mit Schmerzen...mit unserer Murada werden wir hierher nicht mehr kommen. Adios und danke für eine herrliche Zeit.