Donnerstag, 10. Januar 2019

Belize, Suche nach der Handbreit Wasser unter dem Kiel




Danke, für die guten Wünsche nach der Handbreit Wasser unterm Kiel nach unserem letzten Bericht. Nach der Barre des Rio Dulce stellt uns auch Belize vor die Herausforderung, die Handbreit Wasser unter dem Kiel immer zu finden.

Vor der Küste Belizes erstrecken sich Kalksteinfelsen 5 km tief kilometerweit Richtung Osten hinaus in die Karibik. Am Ende des Festlandsockels befindet sich zusammen mit den drei Atollen Turneffe Island, Lighthouse Reef und Glover Reef das zweitgrößte Korallenriff der Welt und das längste in der westlichen und auch der nördlich des Äquators gelegenen Hemisphäre. Das Belize Barrier Reef zieht sich die gesamte Küste Belizes entlang und schützt eine Vielzahl von Kleinriffen, Sandbänken und über 1000 Inseln, die sogenannten Cayes. Die meisten Cayes sind von dichten Mangrovenwäldern bestanden und bilden zugleich eine Schutzfunktion vor Küstenerosion.

Dieser Bereich zwischen dem Festland und der Riffkante bietet feinstes Segeln ohne Welle, ist aber in weiten Bereichen sehr flach. Gegen den im Januar vorwiegend aus Norden kommenden Wind kreuzen wir im Hauptfahrwasser auf und suchen uns am Nachmittag einen Ankerplatz hinter einer Mangroveninsel. Die Anfahrt der Ankerplätze ist immer sehr spannend und muss bei ausreichendem Tageslicht erfolgen. Mit Ausguck nach Bodenbeschaffenheit und möglichen Korallenköpfen tasten wir uns vor. Gutes Kartenmaterial für Belize gibt es nicht. Alle vorhandenen elektronischen Karten bieten keine ausreichende Information. Lediglich ein Buch von "Freya Rauscher" mit Koordinaten und Wegpunkten ist hilfreich.

Entschädigt werden wir durch einsame Ankerplätze, Ruhe und Abgeschiedenheit, weitab jeder Zivilisation. Wir ankern hinter Mangroveninseln wie den Pelican Cays, Twin Cays, Tobacco Cays, Bluefield Range, Robinson Island und Caye Caulker. An einigen wenigen Stellen im Außenriff gibt es befahrbare Durchfahrten, die wir nutzen, um ins karibische Meer zu gelangen.

Auf Höhe Belize City segeln wir zum vorgelagerten Atoll "Turneffe Island". Im Süden des Atolls gibt es eine für unseren Tiefgang gerade noch zu befahrende flache Riffdurchfahrt in das Innere des Atolls. Bei der Ansteuerung changieren die Farben des Wassers vom tiefen blau über himmelblau, grünlich und bräunlich, je nach Tiefe und Bodenbeschaffenheit. Ab 15m Wassertiefe ist das Wasser so klar, dass die einzelnen Korallenköpfe zu erkennen sind. Trotzdem ist es schwierig, deren genaue Tiefe abzuschätzen und einmal hat unser Kiel eine kurze Berührung mit einem Korallenblock. Wir atmen auf, als wir die schwierige Passage gemeistert haben und motoren im Inneren von Turneffe Island hinter einen kleinen Mangrovenwald. Wir sind umgeben von Wasser; am Horizont ist Belize zu erahnen. Unser Mangrovenwäldchen bietet nicht nur uns Windschutz, sondern dient auch einer Kolonie Silberreiher als Schlafstatt. Allabendlich versammeln sich die Vögel, um mit dem ersten Morgengrauen wieder zu starten. Auch eine Gruppe Delphine kommt allmorgendlich an unserem Schiff vorbei.

Fünf Fischer leben und arbeiten in unsere Nähe auf dem Atoll. Am Abend steuern sie unser Schiff an und zeigen uns ihren Fang. Sie tauchen nach Lobster und Conchmuscheln. Gerne nehmen wir ihnen Lobster ab. Geld wollen sie nicht für die Lobster. Wir können uns mit Rum, Bier und dem Aufladen ihrer Handys revanchieren. Das machen wir doch gerne und schon sitzen sie an Bord und wir kommen ins Gespräch. Bis Ende Februar dauert die Lobstersaison auf Belize. Jeden Montag bringen die Männer ihren Fang zur Kooperative nach Belize City. Bei der herzlichen Verabschiedung nehmen sie ihre leeren Bierbüchsen gleich mit. Dabei fällt uns auf, dass wir hier, im Gegensatz zu manch anderer karibischen Insel, noch sauberes Wasser und Strände ohne Plastikmüll sehen. In den nächsten Tagen gibt es Lobster satt, mal mit Brot und Knoblauch, mal in Knoblauchöl auf Nudeln. Einmal wieder hat sich alle Mühe der schwierigen Anfahrt gelohnt.