Sonntag, 10. Februar 2019

Die Suche nach dem Golfstrom


Auf unserem Weg vor Mexikos Küste haben wir mit dem Golfstrom bereits Freundschaft geschlossen. Mit seiner Schiebekraft konnten wir schnelle, wenn auch nicht immer komfortable Segelstrecken zurücklegen.


Den Golfstrom kann man sich wie einen Fluss im Meer vorstellen, der sich wie eine Schlange durch den Atlantik und das Karibische Meer windet. Er ist eingebunden in ein komplexes System von Meeresströmungen, das oft als globales Fördersystem bezeichnet wird. Man erkennt ihn an der erhöhten Temperatur und seiner Fließgeschwindigkeit. Er bewegt sich in einer großen Schleife durchs Karibische Meer und an Mexiko vorbei Richtung Norden. Die Strömung fließt durch den schmalen Durchgang der Meerenge zwischen Kuba und Mexiko in den Golf von Mexiko. Sie durchläuft danach den Golf im Uhrzeigersinn und wird dann durch die noch engere Passage zwischen Kuba und Florida in den Atlantik zurückgepresst. Entlang der Küste Amerikas fließt der Golfstrom dann nach Norden. Bei North Carolina, am Cape Hatteras biegt er nach Nordosten Richtung Europa ab.

Die Temperatur des Golfstroms und seine Strömung haben großen Einfluss auf die Ökologie der Tierwelt des Atlantiks. Das mit der Strömung driftende Plankton ist Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tiere. Das erklärt unser Anglerglück. Vor Cancun fangen wir einen großen Thuna. Thunfische sind enorm schnell. Auf ihrer Jagd erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten bis zu 80 Stundenkilometer. Unter voller Besegelung geht er uns an den Haken. Seit wir von Guatemala gestartet sind, bereichert immer wieder selbst gefangener Fisch und Lobster unseren Speiseplan aufs Köstlichste.


Noch genießen wir einen geschützten Ankerplatz auf Isla Mujeres. Die kleine Insel vor Mexikos Touristenhochburg Cancun bietet herrliche Sandstrände, kristallklares Wasser zum Schnorcheln und Tauchen. Der Slogan der Insel lautet: "slow down". Das lässt sich offensichtlich am Besten am Strand und an der Bar umsetzen. In Golfcars schleichen Scharen von Touris über die Insel, flüssiges Vorankommen unmöglich. Aber selbst im Schneckentempo ist die Insel leicht zu umrunden, Stopps an Aussichtspunkten und schönen Stränden inbegriffen. Mit dem Motorroller umfahren auch wir einmal die Insel und manches Golfcar. Wir stocken unsere Vorräte auf für die Inseln der Bahamas.

Jeden Tag holen wir den Wetterbericht ein. Es gilt ein passendes Wetterfenster zu finden. Unser nächstes Etappenziel heißt Key West/Florida. Bei den vorherrschenden aus Osten wehenden Winden in der Karibik ist es kein leichtes Unterfangen 330 Seemeilen gen Osten aufzukreuzen. Wind aus westlicher Richtung wäre wünschenswert, um Strom und Wind in gleicher Richtung zu haben. Man kann sich ja viel wünschen, aber wie wir in Kuba erfahren haben, kann man sich nur wünschen, was es im Angebot gibt. Wir werden uns mit südöstlichen Winden begnügen müssen und hoffen auf die Unterstützung des Golfstroms.

In den nächsten Tagen heißt es Anker auf. Ein neues Land, neue Inseln warten auf uns. Wir sind gespannt auf Nordamerika und die Bahamas.