Von Fernandina Beach bis Saint George's liegen 950 Seemeilen in unserem
Kielwasser. Die Bermudas sind die letzten karibischen Inseln auf unserem
Weg nach Europa. Bestehend aus einer Vielzahl von Koralleninseln sind
deren größte Inseln durch Brücken miteinander verbunden.
Unser Ziel ist Saint George's im Nordosten der Bermuda-Inselgruppe. Wie
gewünscht melden wir uns schon 30 Seemeilen vor der Einfahrt über Funk.
Durch die umfangreiche Onlineanmeldung werden wir erwartet und
freundlich willkommen geheißen. Die schmale Riffdurchfahrt nach Saint
George's fordert dann noch einmal unsere ganze Aufmerksamkeit.
Inzwischen ist es dunkel geworden und auch der Mond, der uns bisher die
Nächte erhellt hatte, ist noch nicht aufgegangen. Die Backbordtonnen
sind unbeleuchtet. Wir tasten uns langsam ins Innere der Bucht.
Dass die Bermudas wegen ihrer zahlreichen Riffe bei den ersten
Entdeckern gefürchtet waren und hier zahlreiche Schiffe auf Grund
liefen, erklärt sich uns sofort. Das Ausschlachten von Schiffswracks
gepaart mit Geschäftssinn und Wendigkeit ihrer Bewohner legte dann auch
den Grundstein für den Reichtum der Inseln. Die schmale Riffdurchfahrt
mit der dahinterliegenden großen Bucht machte Saint George's zum
attraktiven Anker und Handelsplatz.
Für uns folgt nach dem Einklarieren das Warten auf den PCR Test. Erst
mit dem negativen Testergebnis dürfen wir an Land und die Inseln
erkunden. Wir nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel in Form von Bus und
Katamaranfähre. Wie von der Karibik gewohnt, strahlt der Himmel blau,
die Sandstrände leuchten weiß, die Pflanzenwelt ist subtropisch üppig,
die Hügel saftig grün. Die in Pastellfarben gestrichenen Häuser mit
ihren weiß gekalkten Giebeldächern bieten wunderschöne Anblicke. Um jede
Wegbiegung eröffnen sich kleine Buchten mit türkisfarbenem Wasser und
ankernden kleinen bis größeren Motorbooten. Im geschäftigen Hamilton,
der heutigen Hauptstadt, staunen wir über das Tragen der legendären
Bermuda Shorts gepaart mit Kniestrümpfen.
Am Nordwestlichen Ende der Inselgruppe, am sonst so belebten Dockyard
Areal mit seiner Festung und Shopping Komplex liegen keine
Kreuzfahrtschiffe. Es scheint, als läge die Anlage im Dornröschenschlaf.
Zurück in Saint George's genießen wir die Ruhe und Beschaulichkeit der
alten Hauptstadt, die seit 2000 zum UNESCO Kulturerbe gehört. Vorbei an
der Unfinished Church und zwischen Golfplätzen und Forts hindurch laufen
wir über eine kleine Anhöhe zur Atlantikseite. In der dortigen Tobacco
Bay, heute eine geschützte Badebucht mit Strandbar, wurde Geschichte
geschrieben. Im August 1775 entwendeten die Einwohner Bermudas
Schießpulver aus den Vorratskammern des englischen Forts in Saint
George's und rollten die Fässer quer über die Insel zur Tobacco Bay.
Dort wartete ein amerikanisches Schiff auf die Ladung. Eigentlich dazu
gedacht, die Inseln zu schützen, wurde das Schießpulver nun im
amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verwendet.
In der Strandbar besagter Tobacco Bay stellen wir uns die Geschichte
vor. Der einheimische Rumpunch beflügelt unsere Phantasie. Allzu gerne
wären wir auf den Bermudas noch länger geblieben. Aber das Wetter
bestimmt den Zeitpunkt des Aufbruchs und der scheint günstig zu sein.